Erdmute Wobker

Portrait Erdmute Wobker

Erdmute Wobker

Wenn man in einer mittelständischen deutschen Unternehmerfamilie aufwächst, in dem das Unternehmen seit den 30iger Jahren von Frauen geführt wird, gehört kochen und stricken nicht zu dem, was ich dort gelernt habe.

Stattdessen habe ich schon früh gelernt, dass der Betrieb immer an erster Stelle steht, ich schon als Kind in dem Ort eine Vertreterin dieser Unternehmerfamilie war und mich entsprechend höflich zu verhalten hatte und ich, weil der Betrieb immer das Hauptgesprächsthema war, sehr viel Detailwissen aus „Unternehmersicht“ über das Unternehmen hatte. Außerdem lernte ich, dass zu einer erfolgreichen Geschäftsfrau eine bestimmte Kleidung und ein bestimmtes Auftreten gehört: Meine Großmutter trug immer ein Kostüm mit Bluse und Krawatte und liebte ihren Opel Kapitän – meine Mutter trug Hosenanzüge vom örtlichen Schneider.

Aber ich lernte auch Privilegien kennen: So hatte ich immer ein Pferd, das bei uns zuhause einen Platz auf Lebenszeit hatte und mit dem ich jeden Tag durchs Gelände streifte.

Gegen die Rolle der „Unternehmerinnentochter“ hatte ich großen Widerwillen und so entwickelte ich einen Lebensentwurf ohne den Betrieb und studierte Psychologie.

Als das Unternehmen in eine Krise geriet, bat mich meine Mutter, das Unternehmen zu übernehmen, was ich aus Pflichtgefühl als alleinige Geschäftsführerin auch tat.

In dieser Rolle nutzte ich mein gelerntes und mittlerweile auch reflektiertes Wissen und veränderte das Unternehmen nach einem innovativen Konzept. Es war ein Geschenk zu erleben, wie positiv sich „alte“ Mitarbeiter*innen veränderten, neue hinzu kamen und wir gemeinsam viel Bewegen konnten.

Nach 12 Jahren hat letztlich der schwelende Generationskonflikt dazu geführt, dass ich das Unternehmen verlassen habe und 2001 die Reflexions-Werkstatt gründete.